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Der Chi­as­mus

Der Chi­as­mus

Die Kunst ist lang, kurz ist das Leben.“
„Die Welt ist groß, klein ist der Verstand.“

In der Welt der Rhe­to­rik und Lite­ra­tur gibt es Figu­ren, die nicht nur den Klang unse­rer Spra­che ver­fei­nern, son­dern auch tie­fere Bedeu­tungs­schich­ten offen­ba­ren. Eine die­ser fas­zi­nie­ren­den Figu­ren ist der Chi­as­mus. Wie ein Spie­gel­bild, das uns ein inver­tier­tes Abbild der Rea­li­tät zeigt, nutzt der Chi­as­mus die Kunst der Sym­me­trie, um Aus­sa­gen zu ver­stär­ken und Gedan­ken zu reflek­tie­ren. Von den klas­si­schen Red­nern der Antike bis hin zu moder­nen Schrift­stel­lern und Red­nern – der Chi­as­mus zieht uns in sei­nen Bann, indem er Worte und Ideen in einer Kreuz­fi­gur anord­net. Diese sti­lis­ti­sche Meis­ter­leis­tung ver­leiht Tex­ten nicht nur Ästhe­tik, son­dern auch Klar­heit und Prä­gnanz. Doch der Chi­as­mus wer­tet nicht nur jede Rede und jedes lite­ra­ri­sche Werk auf, son­dern ist auch für Slo­gans und Wer­be­texte beliebt, da die­ses Stil­mit­tel Auf­merk­sam­keit erregt und die Aus­sage gut in Erin­ne­rung bleibt.

 

Was ist ein Chiasmus?

Ein Chi­as­mus ist eine rhe­to­ri­sche Figur, bei der zwei Sätze oder Satz­teile spie­gel­bild­lich ange­ord­net wer­den, um eine bestimmte Wir­kung zu erzie­len. Das Prin­zip die­ser Anord­nung besteht darin, dass die Ele­mente einer Wort- oder Satz­folge in umge­kehr­ter Rei­hen­folge wie­der­holt wer­den. Diese Struk­tur kann sowohl auf Wort- als auch auf Satz­ebene auf­tre­ten und dient oft dazu, eine beson­dere Beto­nung oder Kon­tras­tie­rung zu erzeu­gen. In dem oben genann­ten Satz “Die Welt ist groß, klein ist der Ver­stand.” liegt im ers­ten Satz­teil die Rei­hen­folge Sub­jekt + Prä­di­kat + Adjek­tiv vor, wäh­rend sie im zwei­ten Satz­teil umge­kehrt, allso Adjek­tiv + Prä­di­kat + Sub­jekt, ist.

Ein schö­nes Bei­spiel für einen Chi­as­mus in einer Rede ist das berühmte Zitat von John F. Ken­nedy: Frage nicht, was dein Land für dich tun kann – frage, was du für dein Land tun kannst. Hier wer­den die syn­tak­ti­schen Struk­tu­ren der bei­den Satz­teile spie­gel­bild­lich ange­ord­net, um die Aus­sage zu verstärken.

In der Lite­ra­tur und Rhe­to­rik wird der Chi­as­mus häu­fig ver­wen­det, um sprach­li­che Ele­ganz zu schaf­fen, Gedan­ken zu kon­tras­tie­ren oder eine tie­fere Bedeu­tung her­vor­zu­he­ben. Ein wei­te­res Bei­spiel aus der deut­schen Spra­che ist: “Ich schlafe am Tag, in der Nacht wache ich.” Auch hier wird die Struk­tur der Aus­sage gespie­gelt, um einen Effekt der Balance und Refle­xion zu erzeugen.

 

Anti­me­ta­bole

Eine beson­dere Form des Chi­as­mus ist die Anti­me­ta­bole. Beim Chi­as­mus liegt eine spiel­bild­li­che Anord­nung vor, die gram­ma­tisch oder seman­tisch ist. Die Anto­me­ta­bole geht noch einen Schritt wei­ter und beinhal­tet eine spiel­bild­li­che Struk­tur, die genau die glei­chen Wör­ter wie­der­holt – eben nur in umge­kehr­ter Rei­hen­folge. Des­we­gen ist jede Anti­me­ta­bole auch ein Chi­as­mus, aber nicht jeder Chi­as­mus gleich­zei­tig eine Anto­me­ta­bole. Bei­spiele für Anti­me­ta­bo­len sind:

Wir leben nicht, um zu essen, son­dern wir essen, um zu leben.
Für die Welt bist du jemand, aber für jemand bist du die Welt.

Die Anti­me­ta­bole ist als Son­der­form des Chi­as­mus beson­ders effekt­volll und kann in vie­len Text­be­rei­chen gut ein­ge­setzt wer­den. Denn der Chi­as­mus setzt oft auf Syn­onyme oder seman­tisch ähn­li­che Begriffe, wäh­rend die Anti­me­ta­bole durch die umge­kehrte Wie­der­ho­lung der exak­ten Worte diese betont.

 

Funk­tion und Wir­kung des Chiasmus

Der Chi­as­mus fin­det sei­nen Charme in sei­ner Struk­tur. Durch die geschickte Umkeh­rung von Satz­struk­tu­ren oder ‑ele­men­ten schafft er eine Balance und Sym­me­trie, die den Text har­mo­nisch erschei­nen lässt. Diese Wie­der­ho­lung in umge­kehr­ter Rei­hen­folge hebt nicht nur bestimmte Gedan­ken her­vor, son­dern ver­leiht dem Gesag­ten auch eine gewisse rhyth­mi­sche Qua­li­tät. Auf diese Weise dient der Chi­as­mus als Werk­zeug, um Ideen zu beto­nen und sie für den Leser oder Zuhö­rer leich­ter zugäng­lich zu machen. Des­we­gen ist der Chi­as­mus in vie­len Reden udnn lite­ra­ri­schen Wer­ken, z. B. Lyrik zu fin­den. Er ist aber auch ein aus­drucks­star­kes Stil­mit­tel, das in Wer­be­tex­ten und Sklo­gans gekonnt ein­ge­setzt wer­den kann.

Die Wir­kung eines Chi­as­mus reicht über die bloße Ästhe­tik hin­aus. Durch seine ele­gante Sym­me­trie ver­leiht er dem Text eine zusätz­li­che Dimen­sion der Ele­ganz und Sti­lis­tik. Er hebt sich von gewöhn­li­chen Aus­drucks­wei­sen ab und zieht die Auf­merk­sam­keit des Publi­kums auf sich. Dar­über hin­aus kann der Chi­as­mus eine tie­fere Bedeu­tungs­ebene ver­mit­teln, indem er Kon­traste und Par­al­le­len auf­zeigt. Er erzeugt eine kraft­volle und ein­gän­gige Spra­che, die den Leser oder Zuhö­rer nach­hal­tig beein­druckt. Als rhe­to­ri­sche Figur kann der Chi­as­mus des­we­gen einen blei­ben­den Ein­druck hin­ter­las­sen. Das macht ihn beson­ders wir­kungs­voll als  Slogan.

 

Der Chi­as­mus in der Rede

Am häu­figs­ten wird der Chi­as­mus als Anti­me­ta­bole in Reden ver­wen­det. Die Ein­fach­heit der Anti­me­ta­bole, ihre empha­ti­sche Wir­kung und ihr Talent, eine Phrase in eine uner­war­tete Rich­tung zu len­ken, machen sie zu einem belieb­ten Stil­mit­tel in Reden.

„Die Men­schen sind nicht für den Staat da, son­dern der Staat für die Men­schen.“ – Gre­gor Gysi
„Zuerst for­men wir die Gebäude, danach for­men die Gebäude uns“ – Win­s­ton Churchill
Frage nicht, was dein Land für dich tun kann – frage, was du für dein Land tun kannst.“ – John F. Kennedy

 

Der Chi­as­mus in der Werbung

Erfolg­rei­che Wer­be­spots sind oft ein­präg­sam, prä­gnant und dar­auf aus­ge­legt, ihre Bot­schaft mit Nach­druck zu vermitteln.Der Chi­as­mus ver­leiht den Sät­zen einen anspre­chen­den Rhyth­mus und trägt dazu bei, dass sich die Wer­bung weit über den Zeit­raum ihrer Aus­strah­lung hin­aus in unse­ren Köp­fen fest­setzt. Sie bie­ten auch die per­fekte Struk­tur für die Erstel­lung wirk­sa­mer Slo­gans. Dazu gehören:

„Kau­fen bei Spar – spa­ren beim Kauf“ – Spar
„Stops sta­tic before sta­tic stops you.“ – Bounce Weichspüler
The eco­nomy of luxury, the luxury of eco­nomy.“ – Buget Car Rentals

Auch einer mei­ner Kun­den ent­schied sich für eine Wer­be­an­zeige mit Chi­as­mus.

 

Chi­as­mus­bei­spiele aus der Literatur

Der Chi­as­mus wird als Stil­mit­tel, in der Lite­ra­tur eher sel­ten ver­wen­det, da er gestelzt oder auch  sehr for­mal wikrne kann. Den­noch taucht er gele­gent­lich in der Prosa und noch häu­fi­ger in der Poe­sie auf, in der er seine Wir­kung beson­ders gut ent­fal­ten kann. Auch in Dra­men kann der Chi­as­mus gut ein­ge­setzt wer­den, da er in der gespro­che­nen Spra­che am ehes­ten zu Hause ist. Bei­spiele für Chi­as­men in der Lite­ra­tur sind:

„Ihr Leben ist dein Tod! Ihr Tod [ist] dein Leben!“ – Fried­rich Schil­ler: Maria Stuart
„Denn die einen sind im Dun­keln und die ande­ren sind im Licht. Und man sieht nur die im Lichte, die im Dun­keln sieht man nicht.“ – Ber­tolt Brecht: Die Dreigroschenoper
„Die Waffe der Kri­tik kann aller­dings die Kri­tik der Waffe nicht erset­zen.“ – Karl Marx: Zur Kri­tik der Hegel­schen Rechtsphilosophie

 

Chi­as­mus­bei­spiele aus der Bibel

Der Chi­as­mus fin­det sich sehr häu­fig in reli­giö­sen Tex­ten wie der Bibel. Hier passt die For­ma­li­tät des Chi­as­mus zur For­ma­li­tät des Tex­tes. Zudem kann der Chi­as­mus beson­dere Text­pas­sa­gen gekonnt her­vor­he­ben. Bei­spiele für Chi­as­men in der Bibel sind:

„Wer Men­schen­blut ver­gießt, des­sen Blut soll durch Men­schen ver­gos­sen wer­den.“ – Gene­sis 9:6
„So wer­den die Letz­ten die Ers­ten sein und die Ers­ten die Letz­ten.“ – Mat­thäus 20:16
„Wer sich selbst erhöht, wird ernied­rigt wer­den; und wer sich selbst ernied­rigt, wird erhöht wer­den.“ – Mat­thäus 23:12
„Der Sab­bat wurde für den Men­schen gemacht, nicht der Mensch für den Sab­bat.“ – Mar­kus 2:27

 

Warum ver­wen­den Autoren den Chiasmus?

Autoren ver­wen­den den Chi­as­mus, um eine Idee klar dar­zu­stel­len und zu ver­tie­fen, um die Leser zu über­zeu­gen und zu bewe­gen und um dem Text durch orga­ni­sierte, aber nicht immer exakte Wie­der­ho­lun­gen eine har­mo­ni­sche Qua­li­tät zu verleihen.

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